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Artikel: Religion des Weinverschlusses

Religion des Weinverschlusses
Korken

Religion des Weinverschlusses

Die Religion des Weinverschlusses

Religion? Wieso Religion werdet ihr euch fragen. Nun, vor 15 Jahren bin ich als Quereinsteiger in die Weinverschlussbranche gekommen und musste als Neuling feststellen, dass um den Verschluss ebenso viel diskutiert wurde, wie um den Wein selbst. Und zwar manchmal mit nahezu religiösem Eifer. Da gab es die, welche in den Alternativen zum Naturkork den Untergang des Abendlandes sahen, es gab die, die einfach genug von den spezifischen Problemen desselben hatten und diese Alternativen herbeisehnten. Seither hat sich viel getan, das ein oder andere Produkt kam und ging, aber man kann zusammenfassend sagen, dass die Alternativen für ein Umdenken in der Industrie gesorgt haben, von welchem schlussendlich die Endverbraucher dadurch profitieren, dass die Quote von durch den Verschluss verursachten Weinfehlern deutlich gesunken ist.

DEN Weinverschluss gibt es nicht

Genauso wie die eierlegende Wollmilchsau, gibt es den perfekten Weinverschluss leider nicht. Aus meiner Sicht haben alle Alternativen, welche aktuell am Markt relevant sind, ihre Berechtigung. Gerade in Deutschland, wo die Preise für guten Wein – wie für andere Lebensmittel – leider weitaus niedriger sind, als in anderen Ländern, bleibt dem Weinerzeuger häufig gar nichts anderes übrig, als einen Kompromiss einzugehen und eine wirtschaftlich sinnvolle Lösung zu verwenden.

  • Schraubverschluss
  • Kunststoffverschluss
  • Glasverschluss
  • Naturkorken
  • Presskorken

Schraubverschluss

Schraubverschluss aus Metall

Bild 1: Longcap

Hierzulande hat sich als diese Lösung der so genannte Longcap, also der Schraubverschluss durchgesetzt. In der Schweiz bereits seit den 70er Jahren weitverbreitet, hat dieser in den letzten 10 Jahren alle anderen Verschlussarten in Deutschland in den Hintergrund gedrängt und dabei vor allem die Kunststoffverschlüsse abgelöst, welche ab 2004 bis ca. 2010 in Deutschland und weltweit sehr verbreitet waren und in anderen Ländern auch noch sind.

Exakte Zahlen gibt es nicht, aber die Schätzungen reichen von 60 bis 80% Marktanteil des Schraubverschlusses in Deutschland. Die Vorteile des Longcap liegen für den Weinabfüller auf der Hand: er ist billig, weinneutral und gut in das Design der Flasche zu integrieren. Richtig angebracht ist er sehr gasdicht, was vor allem frischem deutschen Weißwein zu Gute kommt. Die Nachteile liegen in der komplexen Verarbeitungstechnik, bei welcher viele Fehler gemacht werden können, was dazu führt, dass manche Longcap sich nicht einmal mit einer Zange öffnen lassen, die Weine schnell oxidieren, also altern, (wenn nicht gasdicht), oder reduktive Noten entwickeln, den notorischen Böckser (wenn zu gasdicht).

Für den Verbraucher ist der Schrauber praktisch, da ohne Werkzeug zu öffnen, aber – wie eine kürzlich von der Hochschule Geisenheim durchgeführten Konsumentenbefragung gezeigt hat – trägt er nicht zur Imagebildung des Weines bei, er sorgt bei niemandem für Begeisterung.

Ein kleines Gedankenexperiment: Ihr kennt sicher die großen Glasbehälter in Restaurants oder bei passionierten Weinliebhabern zuhause, in welchen die Korken der über die Jahre geöffneten Flaschen aufbewahrt werden, wie in einer Schatztruhe. Solche Gläser gibt es auch für die Vinolok-Glasverschlüsse, von welchen noch die Rede sein wird. Aber könnt ihr euch vorstellen, dass jemand ein Glas mit Schraubverschlüssen aufbewahrt ?!? Zudem stehen sie im Ruf, durch das verwendete Aluminium und die eingelegte Dichtscheibe, welche aus verschiedenen laminierten Schichten besteht, nicht die umweltfreundlichste Lösung zu sein. 

Kunststoffverschluss

Kunststoff Verschluss Bild 2: Kunststoffverschluss

Ein ebenfalls industriell hergestellter Verschluss ist der Kunststoffstopfen. Erste Versuche mit Spritzgussprodukten gab es früh, jedoch hat sich Anfang der 2000er Jahre die Technik der Extrusion durchgesetzt und innerhalb kürzester Zeit Spritzgussverschlüsse, schlechte Korkversionen und Agglomeratkorken vom Markt verdrängt. Das schnelle Wachstum brachte jedoch Probleme mit sich, die Verschlüsse haben noch heute den Ruf zwar mittlerweile weitgehend neutral zum Wein zu sein, jedoch durch eine hohe Gasdurchlässigkeit zu schneller Oxidation zu führen. Heute gibt es Produkte am Markt, welche aus nachhaltigen Rohstoffen hergestellt, ähnlich dicht wie ein Schraubverschluss und Naturkork täuschend echt nachgeahmt sind, jedoch scheint die große Zeit der Kunststoffverschlüsse – nicht zuletzt durch die Diskussion um Plastik in den Ozeanen – vorbei zu sein.

Als Verfasser dieser Zeilen möchte ich nicht verhehlen, dass er noch immer in der Branche aktiv ist und mittlerweile „sein“ Produkt gefunden hat: den Glasverschluss Vinolok, von welchem es im Gegensatz zu Naturkork, Schraubverschluss oder Kunststoffstopfen, nur einen Hersteller gibt. Vinolok kam 2004 auf den Markt und eroberte im Handumdrehen die Konsumentenpresse, gerade in Deutschland, da er hier entwickelt wurde. Auch heute ist er bei Endverbrauchern beliebt, da er im Gegensatz zu allen anderen Lösungen zuhause wiederverwendet wird, hohe Wertigkeit ausstrahlt und durch das Material Glas über eine quasi natürliche Konsumentenakzeptanz verfügt.

Glasverschluss 

Verschluss Vinlok auf Glas Bild 3: Verschluss Vinolok auf Glas

Die schon erwähnte Studie aus Geisenheim hat gezeigt, dass Vinolok in der Gunst der Weinverbraucher weit vor allen anderen Lösungen steht. Zwar hat er eine kleine Kunststoffdichtung, welche jedoch nicht mit dem Glaskörper verklebt, sondern nur aufgesteckt wird. Daher ist er kein Verbandstoff, die Dichtung fällt beim schreddern des Glases einfach ab und wird mit anderen aussortierten Kunststoffen wiederverwertet. Aus dem Glaskörper wird wieder Glas… immer und immer wieder, denn Glas kann unbeschränkt und ohne Qualitätsverlust immer und immer wieder recycelt werden. So kann aus einem Vinolok wieder ein Vinolok werden, auch das ist einmalig, mit einem Schraubverschluss ist das wegen der zum Tiefziehen notwendigen Aluminiumlegierung nicht möglich, denn es wird nicht Sortenrein gesammelt. Auch ein Naturkork kann zwar recycelt, aber nicht zu einem neuen Weinverschluss gemacht werden. Aber zurück zum Vinolok, meistens wandert er in das schon erwähnte Sammelglas oder in die Küchenschublade und wird erneut genutzt. Nachhaltiger geht es nicht.

Auch bei der Weinkonservierung kann Vinolok überzeugen, es existieren noch Abfüllungen aus den ersten Jahren (2003 / 2004), welche sich - in Würde gealtert - sauber und klar präsentieren, da vom Glas eben nichts an den Wein übergehen kann und die Kontaktfläche mit der Dichtung viel kleiner als bei einem Schraubverschluss oder Kunststoffverschluss ist. Und nicht zuletzt ist er, wie der Schraubverschluss, ohne ein Werkzeug zu öffnen und die Flasche kann wieder auslaufsicher verschlossen werden.

Naturkorken

Verschluss aus Kork

Bild 4: Verschluss aus Naturkork

Warum also hat er sich nicht überall durchgesetzt? Nun, Glasverschlüsse verlangen eine spezielle Abfülltechnik und spezielle Flaschen, welche in der Vergangenheit nicht durchgehend verfügbar waren. Inzwischen werden fast 400 Flaschenmodelle für Vinolok geprüft und dieses Thema ist damit vom Tisch. Die Absätze in Deutschland steigen wieder, nicht zuletzt, da qualitativ hochwertige Naturkorke deutlich hochpreisiger sind und der Glasverschluss auf mittlere Sicht eine auch ökonomisch sinnvolle Alternative darstellen kann.

Last, but not least, ein paar Worte zum Naturkork, beziehungsweise seinen Derivaten, den Presskorken oder Agglomeratkorken.

Naturkork genießt beim Weinkenner nach wie vor einen hohen Stellenwert, jahrhundertelang war es überhaupt die einzige Möglichkeit, eine Flasche auslaufsicher zu verschließen. Dies ermöglichen die in der Natur einzigartigen Eigenschaften der Korkeichenrinde, die - ohne zerstört zu werden - komprimiert werden kann, um die Flasche abzudichten. Das gelernte Zeremoniell, den Kork mit einem Plopp aus der Flasche zu ziehen, daran zu riechen und die wunderbaren Vanille- und Toastaromen eines guten Naturkork in Verbindung mit dem Bukett des Weines zu riechen, das hat schon was… Ein guter Kork ist sein Geld sicher Wert, schließlich kann man auch heute noch Weine genießen, welche vor Jahrzehnten mit Naturkork verschlossen wurden.

Die Nachteile liegen jedoch in der Inkonsistenz des Materials, welches schließlich an einem Baum gewachsen ist und nicht industriell hergestellt wurde. Gute Hersteller haben – nicht zuletzt durch den Druck der alternativen Weinverschlüsse - in den letzten beiden Jahrzehnten Quantensprünge in der Qualitätssicherung und Vereinheitlichung der Produktion gemacht, jedoch lassen sich, meiner Meinung nach, keine 100%igen Garantien abgeben. Zwar hat man den typischen Korkschmecker immer besser im Griff, manche Hersteller bieten sogar einzeln getestete Korken an, jedoch sind diese nur ein Teil der Probleme, welcher ein Naturkork einem guten Wein machen kann. Zudem sind die Preise für Kork in den letzten Jahren stetig gestiegen und können leicht über einem Euro pro Stück liegen. Das geht eben nicht auf einem Wein, der anschließend für 5 oder 6 Euro angeboten werden soll.

Presskorken

Verschluss aus Presskork Bild 5: Verschluss Presskorken

Auch bei den Korkderivaten, den Press- oder Agglomeratkorken, hat sich in den letzten Jahren viel getan. Sie wurden entwickelt, um den stetig wachsenden Bedarf an Weinverschlüssen zu decken und um die bei der Produktion von Naturkorken entstehenden Reste zu verwerten. Diese Produkte bestehen aus unterschiedlich viel, gemahlenen oder geschredderten, Korkresten, Füllstoffen und mindestens einem Bindemittel, welches alles am Ende zusammenhält. Neue Produkte kommen heute ohne PU-Kleber aus, welcher früher in großen Mengen verarbeitet wurde. Dennoch gibt es immer wieder Diskussionen um die Inhaltsstoffe, Winzer sollten auch hier auf namhafte Anbieter setzen. Sie sind in der Regel preiswerter als echter Naturkork und sind, durch die Verdichtung des Materials, recht gasdicht.

Fazit zum Weinverschluss

Die Diskussion um Weinverschlüsse wird weitergehen, ganz sicher. Ob Schraubverschluss, Naturkork oder Vinolok, jede Alternative hat ihre Berechtigung und wird ihren Platz behaupten. Schlussendlich geht es darum, den vom Winzer mit Liebe, Hingabe und verdammt viel Arbeit kreierten Wein bestmöglich zu bewahren und zu präsentieren.

In diesem Sinne, zum Wohl!

Autor Michael Giesse

Michael Giesse ist Direktor Verkauf Deutschland bei der Firma Vinolok a.s. aus Tschechien.

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Bild 6: Der Vinolok Verschluss auf der Weinflasche

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